Mögliche Gründe, warum sich 2 Kreis Wärmepumpen nicht durchsetzen
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Mögliche Gründe, warum sich 2 Kreis Wärmepumpen nicht durchsetzen

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Verdampfung im Erdreich (Direktverdampfung) birgt Risiken

Bei modernen Erdreich- Wärmepumpen zirkuliert zur Wärmeaufnahme ein Glykol- Wasser- Gemisch im Erdkol­lektor. Der Verdampfer ist mit dem kompletten Kältemit­telkreislauf werkseitig in den Wärmeerzeuger integriert; dadurch entfällt die kältetechnische Montage auf der Baustelle. Eingefleischte Kältehandwerker dagegen nei­gen immer wieder dazu, Erdreich- Wärmepumpen als Split- Systeme (Direktverdampfung) anzubieten und den Erdkollektor als Ver­dampfer zu nutzen. Ein Verfahren, das etliche Risiken birgt und die zügige Verbreitung der Wärmepumpe als al­ternatives Heizverfahren behindert,  so die Meinung von Klemens Waterkotte aus Herne, Deutschlands bekannte­stem Wärmepumpenbauer, der jahrzehntelange Erfah­rung mit beiden Systemen gesammelt hat.
Moderne Wärmepumpen sind betriebsfertige Kompakt- Geräte. Somit entfällt die Kälte- technische Montage auf der Bau­stelle. Immer wieder werden Erd­reich- Wärmepumpen aber auch als Split- System (Direktverdampfung) angeboten, bei denen das Kältemittel im Erdkol­lektor verdampft. Was spricht da­gegen?
Der Unterschied beider Syste­me liegt zunächst in der Herstel­lung: Die kompakte Wärmepumpe hat nur einen Hersteller und ist konstruktiv eindeutig festgelegt.  Sie unterliegt einer durchlaufen­den Qualitätskontrolle und ist CE - Zeichen- fähig. Der Bauherr kann sich anhand von Gütesie­qeln und Testzertifikaten von der Güte der Ausführung überzeu­gen.
Die Split- Ausführung (Direktverdampfung) dagegen hat zwei Hersteller, denn die Verdampferseite wird vor Ort gestaltet. Die Qualitätskontrolle ist nur bedingt möglich und die Anlage ist nicht CE- Zeichen- fähig.
Fraglos ein Manko, das dem Vertrauen des Marktes in die Wärmepumpentechnik nicht ge­rade dienlich ist, betont Klemens Waterkotte, führender Hersteller von Kompaktwärmepumpen, der einst auch die Split-Variante favorisierte. Delikat dabei: Ohne CE-Zeichen haftet der Kälteanlagenbauer für sämtliche von dem Produkt ausgehenden Ge­fahren - und zwar nach dem neuen EG-Recht für eine Zeit­spanne von 30 Jahren! Waterkot­je: Den Letzten beißen die Hun­de. “Mit welcher Tragweite, ist den meisten Anlagenbauern gar nicht bewußt“.
Die Qualitätsunterschiede der beiden Systeme ergeben sich zwangsläufig aus den äußeren Fertigungsbedingungen: Bei der VVerksmontage werden die Bauteile unter Schutzmaßnahmen zusammengefügt, Verbindungs­stellen werden minimiert und mit Schutzgas gelötet, Schraubver­bindungen mit kontrolliertem Drehmoment hergestellt. Es fin­den automatisierte Tests im Über- und Unterdruckbereich- Bereich statt; automatisiert ist ebenfalls die Vakuum-Trocknung und das Füllen mit Kältemittel über Barco­de. Zum Schluß findet für jedes Gerät ein Probebetrieb mit Da­tenerfassung und Protokollie­rung statt.
Die Split- Wärmepumpe mit Direktverdampfung kann naturgemäß diese Qualitätskriterien nicht erfüllen. Alleine deshalb nicht, weil der Anschluß an das erdverlegte Verdampferregister unter rauhen Baustellenbedin­gungen geschieht. So ist die Ver­legung der Erdabsorber- Schlan­gen den örtlichen Bedingungen anzupassen; die Schlangen wei­sen unvermeidbar eine unter­schiedliche Zahl an Bögen auf.
Mitunter kommt es vor, daß die Kältemittelleitungen nicht unter Schutzgas getötet werden und Folgeschäden durch Oxidations­produkte im Kältemittelkreislauf entstehen, Qualität und Leistung der Split- Anlage sind also weitge­hend vom handwerklichen Können und von der Sorgfalt des aus­führenden Monteurs abhängig.

Ein weiterer Systemunter­schied betrifft laut Waterkotte die Schmierung des Verdichters. Vor Allem bei Hermetikverdich­tern ist die sichere Ölrückführung ein entscheidendes Kriterium für die Betriebssicherheit. Bei Kom­paktwärmepumpen mit ihren kurzen Kältemittelleitungen sind die entsprechenden Anforderun­gen per se erfüllt. Verdampfer und Verflüssiger haben ferner niedrige Inhalte und Kältemittelfül­lungen die Füllmasse liegt für Geräte im unteren Leistungs­bereich - beispielsweise für ein Eigenheim- unter 1 kg. Die kom­pakten Dimensionen stellen die Ölrückführung also von vornher­ein sicher.
Bei Split- Wärmepumpen (Direktverdampfung)  hin­gegen ist hinsichtlich der Ölrück­führung besondere Aufmerk­samkeit geboten. Mängel in der Ausführung der Anlage können noch nach Jahren zu Störungen führen, so nach Ablauf der Ga­rantiezeit. Die häufigste Scha­densursache bei Split- Wär­mepumpen ist und bleibt laut Waterkotte Schmierungsmangel am Kompressor. Die Erklärung dafür: ­Split- Wärmepumpen (Direktverdampfung)  mit Erd­absorbern haben ein wesentlich größeres Verdampfervolumen als die kompakte Variante und einen Kältemittelinhalt von mehr als 10 Litern. Meist sind mehrere Schlan­gen parallel geschaltet.
Einen häufigen Fehler machen die Anlagenbauer schon bei der Auslegung, indem sie zu viele Verdampferschlangen parallel führen und obendrein die zwei­stufige Regelung der Verdichter­drehzahl zulassen. Schmierungs­probleme entstehen oft auch durch Kältemittelmangel: Sobald das Kältemittel als Transportme­dium fehlt, bricht die Ölrückfüh­rung zusammen. Denn eine ein­zige Verdampferschlange ist be­reits in der Lage, den Ölinhalt von bis zu 8 Verdichtern zu schluc­ken.
Die wichtigsten Ursachen für mögliche Komplikationen bei der Ölrückführung im Detail:
1.   Zusetzen des Filtertrockners. Mitunter verursacht durch Lö­ten ohne Schutzgas.
2.   Zusetzen des Schmutzfängers vor dem Expansionsventil aus dem gleichen Grund.
3.   Schleichender Kältemittelverlust  durch unentdeckte Lecka­gen.
4.   Fehlerhafte Verdampferauslegung.
5.   Reduzierung der Verdichterdrehzahl auf 50%.
6.   Defekt am Expansionsventil
7.   Verlegung von nicht zugelassenem Rohrmaterial mit Ziehfett  im Rohrinnern.
Kann der Bauherr einen ent­sprechenden Fehler nachweisen, so führt das bei streitiger Ausein­andersetzung dazu, daß der In­stallateur noch nach 30 Jahren für die Schäden oder die Beseiti­gung des Mangels haftet.
Wichtig: Ausfallursache eruie­ren
Kommt es bei Erdabsorber­systemen zu einem Verdich­terausfall, ist sorgfältig zu überle­gen, was zu tun ist. Einfach nur den Verdichter wechseln, kann erneut zu einem Schaden führen. Es ist dringend geboten, erst die Ursache herauszufinden, ehe man an die Reparatur geht. Wa­terkotte faßt drei Schadensberei­che zusammen:
1.   Im Verdichter befindet sich na­hezu keine Öl mehr.
2.   Es ist noch die Original-Ölmen­ge vorhanden, aber mit star­kem Metallabrieb.
3.   Der Säuretest läßt auf einen Motorbrand schließen.
Im ersten Fall muß das im Ver­dampfer zurückgebliebene Öl ausgeblasen werden; andernfalls wird der neue eingebaute Ver­dichter das Öl zurückführen und wiederum Schaden nehmen. Der Systemfehler selbst kann in vielen Fällen nicht behoben werden. Gegen künftige Verdichterausfäl­le hilft praktisch nur eine Ölüber­wachung.
Im zweiten Fall ist es ratsam, alle Ölreste aus dem Verdampfer zu blasen, einen Sauggasfilter ein­zusetzen, den Verflüssiger und den ganzen druckseitigen Sy­stemstrang zu prüfen und zu rei­nigen - am besten sogar zu erset­zen.
Im dritten Fall sind die glei­chen Schritte wie im Fall zwei an­zuwenden, weil die früher übli­chen Spülmittel zur Reinigung der Verdampferschlangen verbo­ten sind. Die Anlage hat dann ei­ne Chance, ein paar weitere Jah­re störungsfrei zu arbeiten.

Vorsicht bei neuen Käl­temitteln

Bei den standardisierten Kom­paktwärmepumpen haben sich die neuen Kältemittel zwischen­zeitlich gut bewährt. Bei den Split- Wärmepumpen haben al­ternative Kältemittel und die da­zu erforderlichen Esteröl- Füllun­gen dagegen das Schmierölpro­blem drastisch erhöht. Während beispielsweise R 22 in Verbin­dung mit dem zugehörigen Mi­neralöl stets eine Notreserve in der Ölrückführung hatte (es gibt bei R 22 keine “Mischungslüc­ke“), bieten die neuen Kältemit­tel im Falle der genannten Män­gel kaum Überlebenschancen für den Verdichter. “ Die ohnehin häufigste Ausfallursache- näm­lich der Schmierungsmangel- kann nur drastisch zunehmen, prophezeit Waterkotte.
Eine zusätzliche Gefahr für die sichere Ölrückführung bei Split­ Ausführungen bildet der soge­nannte Temperaturgleit bei dem üblicherweise verwendeten Käl­temittel 0 407C (siehe Dia­gramm). Es kann dadurch zu Käl­temittelverlagerungen im Ver­dampfer kommen und zum Mitreißen von unverdampftem Käl­temittel, was ebenfalls zur Man­gelschmierung führen kann.
Die Firma Waterkotte, die in den 80ern selbst die Marktein­führung der Split- Wärmepumpe (Direktverdampfung) vorangetrieben hat, wird auf­grund der neuen Situation- ent­standen durch das R-22-Ver­bot- die Lieferung von Split ­Wärmepumpen einstellen. Das oft aufgeführte Argument, Split- ­Systeme(Direktverdampfung)  haben einen besseren Wirkungsgrad, ist inzwischen wi­derlegt. Die Verbesserungen in der Anlagentechnik mit Kom­paktgeräten haben diesen Vor­sprung mehr als ausgeglichen.
Wie auch immer: “Am Ende hat die Sicherheit für alle Beteiligten, nicht zuletzt für den Kunden, höchste Priorität“ betont das Un­ternehmen.
Gleichwohl gibt es immer wieder Kälteanlagenbauer, die aus Gewohnheit die Split-Varian­te anbieten, Wer darauf beharrt, dem rät Waterkotte dringend an, möglichst viele Komponenten soweit wie möglich in sauberen Fertigungsräumen vorzuberei­ten, vor allem die Erdabsorber ­Kopfstation. Weitere Ratschläge:
•   Alle Kältemittelleitungen un­bedingt unter Schutzgas löten.
•   Nur Absorberrohre in Kälte- Qualität nach DIN und mit Werkszeugnis verwenden, das nachweist, daß eine 100%ige Wirbestromprüfung erfolgt ist.
•   Eine zweistufige Vakuumpum­pe verwenden und die Auf­rechterhaltung des Vakuums mit einen elektronischen Druckmesser überwachen.
•   Anschließend eine Stickstoff- Prüfung mit 18 bar durchfüh­ren und auf Druckstabilität achten.
•   Wichtig ist ein regelmäßiger lnspektionsdienst mit Meßpro­tokoll.
Wer ganz sicher gehen möch­te, sollte auch den Ölstand oder den Öldruck des Verdichters überwachen, Entweder durch Verwendung eines Motorver­dichters mit Ölpumpe und Öldrucküberwachung oder durch Verwendung eines Hermetikver­dichters, der einen Kontrollstut­zen für einen Schwimmerschalter besitzt.
Gehört alleine der kompakten Wärmepumpenausführung die Zukunft? Die namhaften Herstel­ler von standardisierten Seriengeräten sind naturgemäß davon überzeugt.  Die Praxis belegt: In Deutschland blieb die Split- Wär­mepumpe zahlenmäßig immer bedeutungslos; in der Schweiz hat sie noch nie Fuß fassen kön­nen, nur in Österreich kommt sie relativ häufig vor. Viele Installa­teure scheuen sich indes auch dort, praktisch “Zweithersteller“ zu sein und damit auch die Ge­samtverantwortung für die Anla­ge zu tragen.
Im übrigen sind handgestrick­te Split- Wärmepumpen nicht mehr zeitgemäß, denn der Markt verlangt bewährte Standardpro­dukte in reproduzierbarer Quali­tät. Natürlich wird durch die Seri­enfertigung Wertschöpfung vom Handwerk weg in die Fabrik ver­lagert. Aber welcher Anlagenbauer kommt heute noch auf die Idee, einen Kaltwassersatz indivi­duell zusammenzulöten oder ei­ne Klimazentrale zu mauern? Ebenso wie ein kompakter Kalt­wassersatz bietet die kompakte Wärmepumpe dem Kältehand­werker ein Höchstmaß an Sicher­heit, und sie nimmt ihm keinen Umsatz weg. Im Gegenteil: Sie erhöht beträchtlich seinen Stun­denumsatz pro Mann!

Quelle: thermoglobe GmbH

Dem Inhalt des Beitrages muß energisch widersprochen werden! Wenn ein Herr Waterkotte Probleme auf seinen Baustellen hat so heißt das noch lange nicht, dass diese Tatsachen auch bei anderen Herstellern auftreten!
Die Vergangenheit breweist eindrucksvoll dass einige intelligente DV-WP-Hersteller (vornehmlich aus A und F) WP produzieren, die bereits MONTAGEFERTIG auf die Baustellen kommen (Avenir, neura u.a.)
Die Maschinen sind werksseitig gefüllt und können von jedem geschulten Heizungsbauer montiert werden. Von den Kostenvorteilen dieser Technik will ich erst garnicht reden - das ergibt sich von selbst!
Avenir-Deutschlandvertrieb - Kurt Gergen

Offline parcus

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Hallo Herr Gergen,

der Artikel bezieht sich auf  "Split- Wärmepumpen" nicht auf werksseitig vormontierte Komplett-Systeme.

Das hier Forschung - und Entwicklung bessere Produkte hervorbringen, seht außer Frage.

Nur sind deshalb die Split-Systeme nicht vom Markt verschwunden und genügend Bauherren ggf. auch betroffen.

Hier ein vormontierte Komplett-System vorzustellen, wäre auch sicherlich für die Leser interessant.